Dienstag, 28. August 2012

Gedankenspiele


Seit diesem Abend letztens, an dem Simon dann später bei mir übernachtet hat, stelle ich mir die ganze Zeit die Frage, ob es eine gute Idee wäre, eine Beziehung auf der Arbeit anzufangen. Was sollen denn die Kollegen aus den Kuvertierservice sagen? Zwar bin ich natürlich eine sehr offene Person, aber ich mag es nicht, wenn alle die ganze Zeit hinter meinem Rücken über mich tuscheln! Andererseits, warum sollte ich mir diese Chance entgehen lassen, wenn es doch vielleicht eine einmalige ist? Ich glaube schon, dass Simon und ich beziehungsmäßig sehr gut zueinander passen würden! Und eigentlich sehe ich es auch nicht ein, diese große Chance sausen zu lassen, nur weil wir nun mal beide den gleichen Arbeitsplatz im Kuvertierservice haben. Ich meine, wir werden schließlich nicht beide ewig dort arbeiten, oder? Und dann wäre es wirklich eine verschwendete Möglichkeit…

Donnerstag, 5. Juli 2012

Ein fast vergessenes Gefühl


Vor einer Woche waren Simon und ich abends nach der Arbeit im Kuvertierservice noch einen trinken. Im Moment geht es im Kuvertierservice rund, weil das Projekt für den großen Kunden jetzt langsam in die Endphase geht. Da wird es natürlich dann immer ganz besonders arbeitsintensiv. Gott sei Dank konnten wir uns dann doch noch lossagen, sonst hätte ich es nämlich wirklich bereut! Dieser Abend war der lustigste mit einem Mann, den ich seit Jahren hatte. Ihr wollt überhaupt nicht wissen, wie viele gescheiterte Dates, vermeintliche Lover und unmoralische Angebote ich schon erleben musste! Meinen letzten Freund hatte ich mit 21, und es kann ja nun wirklich nicht angehen, dass das so bleibt. Eigentlich war ich damals immer recht überzeugt davon, dass ich ein ganz gutes Mädel bin, und genau dieses Gefühl hat mir Simon vor einer Woche zurückgegeben! Bei ihm habe ich mich endlich mal wieder gefühlt, als wäre ich mehr als nur der Kumpeltyp von nebenan.

Dienstag, 26. Juni 2012

Das wahre Leben


Weil wir uns letztens am Telefon so gut verstanden haben, haben Simon und ich beschlossen, dass wir uns eigentlich einmal außerhalb vom Kuvertierservice treffen müssen. Schließlich ist es ja immer noch etwas ganz anderes, ob man sich im Büro im Kuvertierservice sieht, oder ob man sich einmal außerhalb in einer Kneipe oder so etwas trifft. Jetzt bin ich natürlich tierisch gespannt, ob wir unser gutes Arbeitsverhältnis auch in den Alltag übertragen können, und Simon somit ein richtiger Freund für mich werden kann. Da fällt mir natürlich der Spruch meiner besten Freundin Enya mal wieder zu ein: „Never f*** the company...“ Ach ja, für solche Sprüche liebe ich meine Enya! Direkt und ziemlich dreist ist sie ja, aber meistens hat sie auch recht mit ihrer Art. Aber bisher habe ich auch noch überhaupt nicht darüber nachgedacht, ob ich Simon vielleicht auch mehr als mögen könnte.

Sonntag, 3. Juni 2012

Meiner Mutter geht es besser


Die Schulter meiner Mutter ist jetzt fast komplett verheilt, auch wenn es zwischendurch noch einige Komplikationen gab. Simon hat mir einen ziemlich guten Orthopäden geraten, auch wenn allein das Wort „Orthopäde“ natürlich einen kalten Schauder auf dem Rücken meiner Mutter auslöst. Schließlich war sie damals mit meiner Oma auch auf dem Weg zu einem Orthopäden. Zudem wollte sie natürlich partout nie mehr hingehen, was sich auch irgendwie verstehen kann. Da hängt ja schließlich ein ziemlich schlechtes Omen drüber! Aber der Orthopäde, den mir Simon empfohlen hat, findet meine Mutter klasse, und langsam scheint sie auch besser mit der Situation zurecht zu kommen. Ich glaube, dass sie mittlerweile eingesehen hat, dass niemand für diesen Unfall etwas konnte, außer dem Autofahrer, der ihn verursacht hat und meiner Mutter rein gefahren ist. Ich bin wirklich erleichtert, dass sie das langsam begreift.

Montag, 28. Mai 2012

Ein langes Telefonat

Um meine Trauer ein bisschen besser verarbeiten zu können, habe ich mir auf der Arbeit im Kuvertierservice ein riesiges Bild von mir und meiner Oma aufgehangen. Gott sei Dank sind meine Vorgesetzten alle ziemlich locker drauf, weswegen ich meinen Job im Kuvertierservice unter anderem auch so gerne mag. Ich kann nur nochmal sagen, dass ich sowas von froh darüber bin, dass ich mit Simon in einem Büro sitze. Erst einfach toll! Er war total verständnisvoll, als er von der Sache mit meiner Oma gehört hat, hat mir sofort eine SMS geschrieben, ob ich mit ihm reden möchte. Wir haben dann telefoniert, und eigentlich wollte ich ihn nur ganz kurz anrufen, und das Telefonat dann ziemlich schnell abhaken. Aber aus dem kurzen Anruf sind auf einmal 2 Stunden geworden, in denen wir über Gott und die Welt geredet haben, und natürlich ganz besonders viel über meine Oma. Auch wenn er sie nie kennen gelernt hat, glaube ich, dass er jetzt ein ziemlich genaues Bild von Ihrem Kopf hat.

Mittwoch, 2. Mai 2012

Ein bisschen Alltag


In den letzten zwei Wochen habe ich es fast geschafft, zur Realität zurückzukehren. Mein Alltag läuft wieder fast ganz normal ab, ich kann auch seit ein paar Wochen wieder arbeiten gehen. Das war am Anfang wirklich nicht möglich, weil ich so sehr unter Schock stand, dass ich mich kaum auf irgendetwas konzentrieren konnte. Ganz zu schweigen von kreativer Arbeit, die konnte ich komplett vergessen. Meine Freundinnen waren alle ganz herzzerreißend, und sie haben mir sehr geholfen, die Trauer ein wenig zu verarbeiten. Die meisten von ihnen kannten meine Oma, und meine beste Freundin Enya hat sogar früher mit mir ein paar Wochenenden bei meiner Oma verbracht. Sie war natürlich auch vollkommen bestürzt, als sich ihr die Hiobsbotschaften überbrachte. Drei meiner Freundinnen waren sogar auch auf der Beerdigung von meiner Oma, so beliebt war sie immer gewesen!

Freitag, 27. April 2012

Trauerarbeit

Ganz langsam wird mir bewusst, dass es wohl besser für meine Oma war, so kurz und schmerzlos zu sterben. Stellt euch nur einmal vor, sie hätte eine lange und qualvolle Krankheitsgeschichte gehabt, zum Beispiel Krebs oder so etwas. Da hätte ich sehr viel mehr mit ihr gelitten, und so ging es wenigstens sehr schnell vorbei, und sie hatte wohl kaum Schmerzen, bevor sie gestorben ist. Für meine Mutter war es natürlich ein sehr traumatisches Erlebnis, und sie gibt sich die Schuld an dem Unfall. Ich sage ihr ständig, dass es nicht ihre Schuld war, aber natürlich ist das nicht ganz rational, wie man nach solch einem Unfall über seine eigene Schuld nachdenkt. Das kann ich verstehen. Ich glaube sogar, dass meine Mutter vielleicht professionelle Hilfe braucht. In letzter Zeit zerreißen sie wirklich ihre Schuldgefühle, und ich weiß, dass das nicht richtig ist. Meine Mutter hat sich nie etwas zu Schulden kommen lassen, und ich weiß, dass sie ihre Mutter, also meine Oma, genauso geliebt hat wie ich das tue.